Einweihung des neuen Bürogebäudes mit vielen Kunden
Der Bauverlag feierte die Einweihung des neuen Gebäudes im Gütersloher Kaiserquartier mit seinen Geschäftspartnern. Wie klimaschonend gebaut werden kann, erläuterten ausgewiesene Experten in ihren Vorträgen.
Ein neues Gebäude als Geschenk an die Mitarbeiter“: So beschrieb Michael Voss, Managing Partner des Bauverlages, das neue Domizil des Verlags im Gütersloher Kaiserquartier. Coronabedingt erst ein Jahr nach dem Einzug feierte der Verlag jetzt (15. September) die Einweihung des zentralen Standortes an der Friedrich-Ebert-Straße mit seinen Geschäftspartnern.
„Als ich den Bauverlag vor 3,5 Jahren gekauft habe, wollte ich eine Atmosphäre schaffen, in der sich die Mitarbeiter wohlfühlen“, sagte Michael Voss zurückblickend. Von den Einzel-Büros, die es am Standort Avenwedde gab, habe man sich ganz bewusst verabschiedet. Entstanden sind freie Flächen, die sowohl ruhiges Arbeiten als auch die Zusammenarbeit und die Kommunikation im Team ermöglichen. Hier entstehen Produkte und Fachinformationen für Bauwirtschaft und Architektur in einem kreativen Prozess. Die Gäste schlenderten dann auch selbst durch die Büros und waren angetan von höhenverstellbaren Schreibtischen, gemütlichen Sofa-Bereichen und den Konferenzräumen auf jeder Etage.
„Wenn man in diesen Tagen in die große weite Welt schaut, dann könnte man angesichts von Ukraine-Krieg, Energie-Krise, Corona-Pandemie, Inflation, Klimawandel und Fachkräftemangel fast schon in Depression verfallen“, sagte Michael Voss. Doch gerade jetzt sei es wichtig, auf die Zukunft des Bauens und Wohnens zu schauen. Wie klimaschonend gebaut werden kann, das zeigten ausgewiesene Experten in ihren Vorträgen.
Ressourcenschonendes Bauen gelinge mit wenig Bürokratie und wenig technischem Schnickschnack, wie Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, verdeutlichte. Die oberste Baubehörde der BRD sitzt in Bonn und betreut mit mehr als 1200 Mitarbeitern die Bundesbauten im In- und Ausland. Die Architektin, die aus Paderborn stammt, zeigte beeindruckende Projekte.
Nachhaltig, innovativ und effizient: Das funktioniert sogar unter extremen Zeitdruck. Bestes Beispiel: der Luisenblock West, das neue Bürogebäude für den Deutschen Bundestag in Berlin. „Es mussten 400 Büros gebaut werden. Denn durch die Überhangmandate bei der vergangenen Bundestagswahl wurde mit einer Vielzahl von Abgeordneten gerechnet. Dieser Raumbedarf musste kurzfristig gedeckt werden“, berichtete Petra Wesseler. Die Herausforderung war hoch: Kosten von rund 70 Millionen Euro, die Projektlaufzeit betrug nur 27 Monate und die Bauzeit 15 Monate.
Aufgrund des engen Zeitplans entstand das Gebäude mit sieben Stockwerken aus vorgefertigten Holzmodulen. In einer alten Maschinenhalle in Köpenick setzten Modulbauer 400 Büro-Container zusammen, die dann auf der Baustelle aufeinandergestapelt wurden. „Die Steckverbindungen funktionieren genauso wie bei Playmobil und Lego“, verdeutlichte die Referentin. Außerdem wurde das sogenannte Woodcycle-Konzept umgesetzt. Dies besagt, dass durch eine Neupflanzung von Bäumen innerhalb von 15 Jahren die verbaute Holzmenge nachwachsen muss – beim Luisenblock West sind das etwa 2500 Kubikmeter.
Eine weitere Herausforderung: Die in Holz, Aluminium und Glas ausgeführte, farbige Fassade des Büroneubaus ist schon von Weitem sichtbar und setzt Akzente. „Die roten, blauen, gelben, schwarzen und grünen Glas-Elemente sollten aber nicht so zusammengesetzt werden, dass dabei irgendeine Parteifarbe herauskommt“, plauderte die Präsidentin aus dem Nähkästchen.
Mit einer besonderen Form der Zusammenarbeit gehe dieser Bundesbau ebenso neue, kürzere Wege. So gibt es einen Generalunternehmer, bestehend aus den Firmen Kaufmann Bausysteme und Primus developments, der zentral alle Planungs-, Herstellungs- und Bauleistungen für das Projekt übernimmt. „Die Anzahl der Baubeteiligten muss reduziert und mehr Verantwortung beim Projektleiter liegen“, betonte Petra Wesseler.
Das Denken in Kreisläufen erklärte Gerhard G. Feldmeyer, Senior Partner und Geschäftsführer von HPP Architekten aus Düsseldorf. Im Modebereich sei Second-Hand-Kleidung modern. In der Baubranche gelte „Cradle to Cradle“. Das ist ein Ansatz für eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft. „Pro Sekunde werden 1300 Tonnen Kohlendioxid weltweit abgegeben. Die Bauwirtschaft ist mit 40 Prozent Co2-Emmissionen ein großer Verursacher“, führte er aus. Um die Wende einzuleiten, seien verschiedene Faktoren wichtig: Materialgesundheit, Reduzierung des CO2-Fußabdrucks, Sicherstellung von Lieferketten, Trennbarkeit und Demontagefähigkeit der Baustoffe und Bauteile. Gerhard Feldmeyer plädierte für die Materialrestwert-Berechnung: „Gebäude müssen als Rohstofflager gesehen werden.“
Er stellte „The Cradle“ vor, ein im Düsseldorfer Medienhafen von HPP Architekten entworfenes Bürogebäude in Holzhybrid-Bauweise. Das nachwachsende Material Holz ersetzt fossile Rohstoffe wie Beton und Kunststoff und verringert die Aufheizung. Die Tragstruktur ist ohne Verbindungsmittel einfach zusammengesteckt und kann später leicht wieder auseinandergenommen werden. Die unterschiedlich dimensionierten Rauten bilden die Fassade und Verschattung für die Büroräume in einem.
Neue Wege gehen, das gilt auch beim Wohnen. „Wie wohnen Sie eigentlich?“ fragte Boris Schade-Bünsow, Chefredakteur der im Bauverlag erscheinenden Zeitschrift „Bauwelt“ provokant. Er spielte durch, wie sich Vater, Mutter, Kinder zur Patchworkfamilie entwickeln. Klassische Wohnkonzepte mit Wohnzimmer, Küche, Kinderzimmer und Bad würden diesen familiären Entwicklungen kaum Rechnung tragen. Bildung war ihm insbesondere beim Thema Wohnen wichtig. „Unsere Kinder haben viele Fächer in der Schule. Aber etwas übers Wohnen lernen sie nicht. Vielmehr übernehmen sie elterliche Auffassungen. Und da gibt es nichts außer das Einfamilienhaus oder das Reihenhaus“, fasste er zusammen. „Wagen Sie andere Grundrisse! Lassen Sie den langweiligen Flur weg!“ plädierte er für mutige Konzepte.